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Die Universität und ihr Siegel

Im Jahre 1221 kritisiert Papst Honorius III. in einem Schreiben an die französischen Bischöfe, daß die Pariser Magister und Scholaren nicht nur beeidete Satzungen beschlössen - nein, sie bedienten sich auch noch eines "jüngst" angefertigten Siegels! Einhundertsiebzig Jahre später, 1392, ist es kein Skandalon mehr, daß die Universität Köln ein Siegel führt.

Die vier Jahre zuvor mit Privileg Urbans VI. gegründete Hochschule gibt sich in diesem Jahr ihre Statuten und beglaubigt die Urkunde mit einem Siegel, das bis heute einzigartig dasteht: Es zeigt die Stadtpatrone und das städtische Wappen!

Die Städtische Handelshochschule und nach ihrer Eröffnung im Juni 1919 auch die Universität verwenden das große Stadtwappen mit dem Doppeladler als Schildhalter - auch als Siegel.
Nach der Neugründung von 1919 ist es zuerst die Studentenschaft, die das Dreikönigensiegel als Symbol der Universität im Kopf der "Kölner Universitäts-Zeitung" verwendet. Die Hochschule zieht 1920 nach.
Das Dreikönigen-Siegel in modernisierter Gestaltung des Corporate Design der Universität seit 2005.

Siegel und "Name" der Universität

Das große Siegel der Universität, seit 1392 bezeugt, wurde bis zum Ende der Hochschule 1798 benutzt - freilich sehr selten: Für alltägliche Geschäfte, etwa die Besiegelung eines Studientestats, verfügten die Rektoren über ein Geschäftssiegel ("sigillum ad causas"), das den Hl. Petrus mit Papstkrone und Buch zeigt. Als Richter erster Instanz benutzten sie das spitzovale "Jursidiktionssiegel", das auch die Rektoren der neuen Universität bis 2005 führten.

Der Geschichte des Universitätsiegels und der Rektorats- und Fakultätssiegel hat sich der langjährige Universittäsrichter Hubert Graven gewidmet. Sie können beide Publikationen (Sonderdrucke aus dem "Jahrbuch des Kölnischen Geschichtsverein" als pdf-Dateien herunterladen.

Oft wird im Archiv nach dem Grund für das "zu" im Namen der Hochschule gefragt: Nach den Grundordnungen - man änderte 1990 die Bezeichnung, um die Nachfolgerin der bis 1968 vom Ministerium verliehenen "Satzung" deutlich gegen diese abzusetzen - lautet der Name unserer Hochschule

"Universität zu Köln".

Diese Bezeichnung geht auf den ersten Nachkriegsrektor, den Altphilologen Joseph Kroll zurück, der während seines ersten Rektorates 1930/31 in einem Brief an den Juristen Fritz Stier-Somlo vom 11.4.1931 darauf hinwies, daß die Bezeichnung "Universität Köln" eine Abkürzung darstelle, denn:

"Köln ist Eigenname der Stadt, und nie und nimmer kann man eine in dieser Stadt gelegene Universität mit dem Eigennnamen der Stadt belegen. ... Mit der Bezeichnung ‚Universität zu Köln' ... habe ich nichts gewollt als mein philologisches Gewissen zu salvieren." (UA Köln, Zug. 9-28).

Die Vorlesungsverzeichnisse bis zum WS 1944/45 führen als Namen "Universität Köln". In seiner zweiten, von 1944 bis 1949 dauernden Amtszeit gelang es Kroll, die heute übliche Bezeichnung zu institutionalisieren. Sie erscheint seitdem auf allen amtlichen Veröffentlichungen und geht in ihrem Kern zurück auf die Umschrift des Universitätssiegels:

"s[igillum]. universitatis studii s[an]c[t]e civitatis Coloniensis" .

"Siegel der hohen Schule der heiligen Bürgerschaft Kölns" - Mangel an Selbstbewußtsein kann man aus dieser Umschrift der Stadtgemeinde nicht gerade unterstellen ...

Wenngleich seit 1946 das "zu" quasi universitätsamtlich ist, adressiert das nordrhein-westfälische Wissenschaftsminsterium seine Erlasse konsequent bis in die Gegenwart an die "Universität Köln". Und das, obwohl die 1919 verliehene Satzung von der "Universität zu Cöln a. Rh." spricht - noch älter ist sogar Richenthals Bezeichnung als "hohe schul czu Cöln am Rein" in der Konstanzer Konzilsschronik ...

Ein Kuriosum: ein Wappen der Universität Köln aus dem 15. Jahrhundert

vergrößern:
Wappen der Kölner Universität aus Conrad Riechthals Chronik des Konstanzer Konzils (Bild: ULB Darmstadt, Signatur Inc.III.55, Bl. 290)

Als sich 1414 in Konstanz am Bodensee nach vielen Jahrzehnten erstmals ein  allgemeines Konzil traf, da folgte auch die Kölner Universität der päpstlichen Einladung. Das Schisma, die Kirchenspaltung mit zwei Päpsten in Rom und Avignon, war nicht mehr länger tragbar. Dieser Spaltung hatte Köln aber 1388 das Universitätsprivileg Urbans VI. zu verdanken ...

Am 9. August antworte die Universität auf die Einladung: Sie schrieb an Papst Johannes XXIII. in Avignon - der nicht mit Angelo Roncalli (1881-1963) zu verwechseln ist, der sich ebenfalls Johannes XXIII. nannte -, an die Kardinäle und den König, daß sie vier Gesandte senden würde, von jeder Fakultät einen. Es waren dies der Theologe Theodor von Münster, der Kirchenrechtler Johannes Voirburg, der Mediziner Anton von Velme und der Artistenprofessor und Bakkalaureus theologiae Gottfried von Dorsten. Ihren Unterhalt bestritten sie mit Mitteln, die ihnen Stadt und Universität Köln sandten. Die von Hermann Keussen veröffentlichten Quellen sind enthalten auch ihre Klagen über die Teuerung.

Sie blieben bis 1418 in Konstanz, wo erste Scrhitte zur Reform der Kirche eingeleitet, drei konkurrierende Päpste abgesetzt und ein neuer gewählt und Johann Hus als "Ketzer" verbrannt wurden.

Der Konstanzer Konrad Richenthal verfaßte um 1420 eine Chronik der Kirchenversammlung, der er auch Listen der Teilnehmer mit ihren Wappen beigab. In einem Augsburger Druck (Anton Sorg, 2. Sept. 1483) erscheint die "hohe Schul tzu(!) Cöln an dem Rein" neben der Pariser Universität. Das (fiktive) Wappen zeigt den Kölner Drei-Kronen-Schild und als Symbol der Universität einen ein Buch haltenden Arm. Es ist ansosnten nicht bezeugt.

Die als kirchliche Einrichtungen gewerteten Universität rangierten in der Liste vor den Äbten und allen weltlichen Teilnehmern: So wurden bei der Papstmesse am 7. Januar 1415 die Kölner "wie die Magnaten - weil sie Gesandte der Stadt und der Universität Köln waren - zum dreifachen Kusse zugelassen"!