Wie konnte es dazu kommen?
Wie konnte es dazu kommen?
Wie kam es zu der „Informations- und Erziehungsdiktatur“ (Helmut Schmidt) der Jahre 1933 bis 1945?
Anlass dazu bietet die Wiederentdeckung von Teilen der 1919 von der Studentenschaft angelegten Studentenbücherei, die 1927 in das Studentenwerk überging und von diesem 1940 an die Universitäts- und Stadtbibliothek übertragen wurde. Primär aus dieser sollten die zu verbrennenden Werke entnommen werden. Verbrannt wurden am 17. Mai daneben vermutlich auch in Kölner Leihbibliotheken beschlagnahmte und aus den Kölner Volksbüchereien ausgesonderte Titel, die auf den von willfährigen Bibliothekaren ausgearbeiteten 'Schwarzen Listen' standen.
Die Ausstellung richtet den Blick aber nicht nur auf die Ereignisse im Mai 1933, sondern auch auf die Jahre von 1919 bis1933: Neben Modernisierungstendenzen in Stadt und Universität blieben parallel ältere, rückwärtsgewandte Einstellungen lebendig, die sich unter den politisch wie wirtschaftlich schwierigen Bedingungen infolge des Versailler Friedensvertrags (Besetzung Kölns bis 1926, Hyperinflation und Ruhrbesetzung 1923, Wirtschaftskrise 1929-1931) radikalisierten. Die Nationalsozialisten konnten letztlich auf Faktoren aufbauen, die sie bis 1933 nicht beeinflussen konnten, die aber einen Teil der Lehrenden und der Studierenden die von den Nazis so bezeichnete „Machtergreifung“ begrüßen ließen.
Anhand von Gegenständen, Unterlagen und Büchern aus dem Historischen Archiv der Universität und der Universitäts- und Stadtbibliothek sollen diese Entwicklungen aufgezeigt und die Abläufe der Bücherverbrennung am 17. Mai 1933 genauer als bisher rekonstruiert werden, die die von der Weimarer Verfassung garantierten Grundrechte der Meinungs-, Kunst- und Wissenschaftsfreiheit negierte.
Ausgangspunkt ist daher das 1929 der Universität von Reichsinnenminister Severing gewidmete Exemplar der Reichsverfassung.
- Zur Vorgeschichte
- Die Weimarer Verfassung
- Das liberale Kölner Kulturleben 1919-1933: Kabarettisten, Künstler, Volksbildner
- Ort und Zeit:
- Das Hochschulgebäude an der Claudiusstraße und seine Umgebung
- Planung und Verschiebung der Bücherverbrennung
- "Walk of Shame": zum Ablauf am 17. Mai 1933
- Redner und Musikbeiträge
- Brandstifter:
- Der Kölner Germanist Ernst Bertram und sein "Deutscher Aufbruch" im Mai 1933
- Völkisch mit Niederschlag - farbentragende Kölner Studentenverbindungen 1901-1938
- Brennstoff:
- Die Kölner Studentenbücherei
- Bände aus den Kölner Volksbibliotheken
- Beschlagahmen aus Kölner Leihbuchhandlungen
- Verfemt und verboten: Autoren
- Vicki Baum und ihr Studentinnenroman "Stud. chem. Helene Willfüer"
- "Getaufter Jude und Sepraratist": der Kölner Staatrechtler Fritz Stier-Somlo (+ 1932)
Ausstellungseröffnung am 11. Mai 2023
Am 11.Mai 2023 wird abends um 18.00 Uhr die Ausstellung eröffnet:
- Begrüßung durch den stellv. Direktor der Universitäts- und Stadtbibliothek Köln, Dr. Andreas Weber.
- Kurzvortrag: "Köln im Frühjahr 1933. Ein Überblick" von Prof. Dr. Hans-Peter Ullmann, Historisches Institut der Universität zu Köln.
- Einführung in die Ausstellung: Dr. Andreas Freitäger.
Im Anschluss besteht die Möglichkeit zur Besichtigung der Ausstellung bei einem Glas Wein.
Wir laden herzlich zu dieser Veranstaltung ein. Der Eintritt ist frei.